Konzept Offene Werkstatt Mainz e.V.

Konzept Offene Werkstatt Mainz e.V.

Wir wollen einen Ort, an dem jede:r Möbel bauen, 2D- und 3D-drucken, elektronische Geräte reparieren, Plastik upcyclen, Software programmieren, Schweißen lernen, Kleidung nähen und gemeinsam neue Dinge entwickeln kann.

Viele andere Städte haben einen solchen Ort. Mainz nicht. Das wollen wir ändern!

Dazu wollen wir gemeinsam eine Offene Werkstatt, einen „Makerspace“, in Mainz betreiben und so einen Ort fürs Werken, Basteln und Reparieren schaffen. Hier sollen Wissen, Werkzeuge und Maschinen, Räume und Materialien geteilt werden. Bei Offenen Werkstätten geht es um das gemeinsam gestalten und nutzen, nicht darum, dass einzelne Gewinne machen: Unsere Werkstatt wird daher über einen gemeinnützigen Verein organisiert und soll allen zur Verfügung stehen, die handwerklich oder künstlerisch arbeiten wollen – Jungen und Alten, Frauen und Männern, Laien und (Halb-) Profis, Künstlerinnen und Bastlern, Makerinnen und Tüftlern.

Die Werkstatt soll dabei von Beginn an von und durch die Mitglieder gestaltet und betrieben werden. So wird auch die Ausstattung mit den Interessen der Mitglieder wachsen. Sowohl computergesteuerte digitale Maschinen als auch traditionelles stromloses Werkzeug stehen dabei auf dem Programm: Für den Anfang werden Schwerpunkte auf digitale Fabrikation (3D-Druck, CNC-Fräsen, Lasercutter), Lötarbeiten für Elektronik und klassische Holzbearbeitung gesetzt. Die dazu benötigten Arbeitsflächen sollen nach Möglichkeit selbst gebaut und die erste Ausstattung durch gemeinsame Anschaffung, Sachspenden und Dauerleihgaben zusammengestellt werden. Langfristig, wenn einmal entsprechende Räumlichkeiten gefunden sind und der Verein eine stabile Basis hat, ist auch ein Bereich für Metallbearbeitung, Textilverarbeitung und eine Experimentierküche angedacht.

Die Werkstatt wird von den Mitgliedern selbst betrieben. Erfahrene Mitglieder sollen dabei nach Möglichkeit und wo nötig neue oder weniger versierte Mitglieder in die vorhandenen Werkzeuge einarbeiten, wodurch die Gemeinschaft gestärkt und Wissen weitergegeben wird. Die Werkstatt soll aber nicht nur langfristigen Mitgliedern zur Verfügung stehen, sondern auch für Interessierte mit kurzen (Reparatur-)Projekten offen stehen. Diese können während der Öffnungszeiten gegen einen kleinen Beitrag, z.B. ein Tagesticket, die Werkstatt nutzen (mit Ausnahme von Geräten und Maschinen, die eine gesonderte Einweisung erfordern und nur den Mitgliedern offenstehen). Die Öffnungszeiten richten sich dabei nach der Bereitschaft der Mitglieder, Verantwortung für die Werkstatt zu übernehmen. Es wird angestrebt, dass aktive Mitglieder eigenständig in der Werkstatt arbeiten und die Räumlichkeiten somit unabhängig von den öffentlichen Öffnungszeiten nutzen können.

Unser Verein wurde auch zu dem Zweck gegründet, den Themen Selbermachen, Open-Source, do-it-together, gemeinschaftlich genutzte Infrastruktur und solidarische Wirtschafts- und Arbeitsweise im öffentlichen Bewusstsein mehr Gewicht zu verleihen. Das wollen wir vor allem durch Veranstaltungen und Workshops erreichen, in denen nicht nur Wissen über handwerkliche Tätigkeiten und Umgang mit digitaler Technologie, sondern auch solidarische und nachhaltige Prinzipien thematisiert werden, die mit Reparaturen, Technik und Handwerk in Verbindung stehen. Dazu gehört zum Beispiel die Beschäftigung mit Open-Source-Software und -Hardware, mit fair gehandelter Elektronik und mit den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Neben angeleiteten Workshops für die Öffentlichkeit, bei denen alle Teilnehmenden selbst anpacken können, soll es daher auch Vorträge, Diskussionsveranstaltungen und Gemeinschaftsprojekte geben. Wir wollen dabei nicht nur im eigenen Saft kochen, sondern suchen auch den Austausch und die Kooperation mit anderen Initiativen, die ähnliche Ziele verfolgen wie wir. So würden wir uns freuen, Wissen und Ressourcen mit den lokalen Reparatur-Initiativen zu teilen, für Bildungs- und Freizeitveranstaltungen mit Schulen zu kooperieren oder gemeinsame Aktionen mit Mainzer Nachhaltigkeitsgruppen durchzuführen. Auch eine Orientierung an den Konzepten von Initiativen wie Cradle to Cradle beim eigenen Aufbau der Werkstatt streben wir an.

Räumlichkeiten und Ausstattung einer Werkstatt, in der all diese Dinge möglich sind, wollen natürlich auch finanziert sein. Den Grundbaustein dafür sollen die Beiträge der Mitglieder legen. Die Offene Werkstatt Mainz versteht sich dabei als Gemeinschaft, die möglichst allen Menschen unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten offen stehen soll und die sich für solidarische Prinzipien einsetzt – nicht nur in Bezug auf Raum und Werkzeug, sondern auch, was die Finanzierung angeht. Wir legen die Mitgliedsbeiträge der Offenen Werkstatt daher solidarisch und individuell mithilfe von Bieterrunden fest, wie sie schon lange erfolgreich beispielsweise im Bereich der solidarischen Landwirtschaft praktiziert werden. Jedes Mitglied entscheidet dabei über die Höhe seines monatlichen Solidarbeitrags selbst; geboten wird bei den (halb-)jährlichen Runden so lange, bis die Summe aller Beiträge das nötige Budget deckt. Näheres dazu haben wir in unserer Beitragsordnung erläutert.

Daneben werden wir uns als gemeinnütziger Verein um Spenden sowie Förderungen von Stiftungen bemühen, die solche Projekte unterstützen. Wir erhoffen uns außerdem Unterstützung aus der Stadtverwaltung und Politik: Mainz ist nach unserer Recherche derzeit die einzige Landeshauptstadt, die keinen Makerspace hat. Nach den erfolgreichen Beispielen in anderen Städten und dem großen Zuspruch, den die Idee einer offenen Werkstatt in Mainz immer wieder erfährt, sind wir zuversichtlich, dass die Chancen und der Wert eines solchen Ortes für die Stadt erkannt werden und wir hier auf weitere Unterstützung setzen können.

Da die Werkstatt neu aufgebaut werden muss, halten wir für den Anfang eine Raumgröße von 75 – 100 m² und 40 Mitglieder für angemessen. Als Perspektive für eine Entwicklung des Vereins innerhalb der ersten 5 Jahre gehen wir davon aus, dass eine Werkstattgröße von 150 m² mit mehr als 100 Mitgliedern realistisch ist. Da ähnliche Projekte in anderen Städten innerhalb weniger Jahre eine solche Größe erreicht haben, ist dies auch in Mainz zu erwarten